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Versuch Tempo 40/60 in Gemeinden Baden-Württembergs - Befragungen von Bewohnern und Betrieben in den Untersuchungsgebieten
8533/34
IDN 703957
Forschungsstelle Weeber + Partner, Büro für Stadtplanung und Sozialforschung, Stuttgart
Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Bergisch Gladbach
Bearbeiter
Auftraggeber Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
Stand Abschluss: Oktober 1987

Der Modellversuch Tempo 40/60 in Gemeinden Baden-Württembergs - Befragung von Bewohnern und Betrieben - sollte klären, ob die Tempo 40/60-Regelungen nach den Meinungen und den Feststellungen der Bewohner und Betriebe zu mehr Verkehrssicherheit und Wohnqualität führen und ob sie von der Bevölkerung angenommen werden. Die Vorher-Nachher-Befragung der Bewohner ergab eine große Akzeptanz der Maßnahme insgesamt und eine eher negative Bewertung der Geschwindigkeitsanhebung in den Hauptverkehrsstraßen. Die hohen Erwartungen (und großen Befürchtungen hinsichtlich Tempo 60 auf den Hauptverkehrsstraßen) wurden jedoch deutlich abgeschwächt. Die Bewohner an den Hauptverkehrsstraßen sind zur Tempo 40/60-Regelung deutlich unschlüssiger und kritischer eingestellt, weil Tempo 40 im Wohngebiet gleichzeitig mit einer Geschwindigkeitserhöhung auf den Hauptverkehrsstraßen gekoppelt ist und diese eher negativ bewertet wird. In den Tempo 40-Zonen sehen weiterhin mehr als drei Viertel der Befragten insgesamt mehr Vorteile für alle Bewohner des Wohngebietes. Jeder Fünfte ist unentschieden. Nachteile werden kaum gesehen. In den Tempo 60-Hauptverkehrsstraßen sehen jetzt immer noch 61 % insgesamt mehr Vorteile für alle Bewohner bei der Tempo 40/60-Regelung im Wohngebiet. Wenngleich die Erwartungen sich nach der Einführung der Tempo 40-Regelung nicht ganz erfüllt haben, konstatieren immer noch 1) 52 % in den Zonen und 50 % in den Hauptverkehrsstraßen, daß sich die Sicherheit der Fußgängererhöht hat; 2) 39 % in den Zonen und 33 % in den Hauptverkehrsstraßen, daß sich die Sicherheit der Radfahrer erhöht hat; 3) 30 % in den Zonen und 22 % in den Hauptverkehrsstraßen, daß Autos und Motorräder langsamer fahren; 4) 28 % in den Zonen und 27 % in den Hauptverkehrsstraßen, daß Kinder sicherer im Straßenraumspielen können; 5) 25 % in den Zonen und 29 % in den Hauptverkehrsstraßen, daß der Aufenthalt im Straßenverkehrangenehmer ist; 6) 22 % in den Zonen und 24 % an den Hauptverkehrsstraßen, daß das Wohnen angenehmer geworden ist. Als Auswirkungen der Tempo 40-Regelung auf die umgebende Hauptverkehrsstraße werden vor allem noch höhere Geschwindigkeiten (58 % der Hauptverkehrsstraßen-Anwohner) und mehr Verkehr (19 %) konstatiert. Bei der Frage, welche Geschwindigkeitsregelung innerhalb von Ortschaften allgemein für richtig gehalten wird, kommt die Tempo 40/60- Regelung dennoch besser an als die Tempo 30/50-Lösung. Dies trifft für Zonen-Bewohner in stärkerem Maße zu als für Hauptverkehrsstraßen-Bewohner. Insgesamt machen die Ergebnisse aber deutlich, daß differenzierte, situationsbezogene Lösungen bevorzugt werden. Die Tempo 40-Regelung wird auch von den Betrieben angenommen. Als Verbesserungen werden in den Modellgebieten von den Bewohnern mehr Geschwindigkeitskontrollen, eine noch deutlichere Beschilderung, mehr Information/Aufklärung über die Maßnahme und flankierende einfache Umgestaltungen im Straßenraum gewünscht. Insgesamt bleibt festzustellen, daß das Interesse an einer Verlangsamung des Verkehrs in den Wohngebieten groß ist. Die Bewohner sind auch geneigt, sich von entsprechenden Regelungen etwas zu versprechen und positiv zu urteilen. Die faktischen Wirkungen einer Regelung allein durch die Beschilderung scheinen aber doch geringer zu sein.

Veröffentlichung