Zur Untersuchung des Fahrverhaltens von Kraftfahrzeugen, zur theoretischen Beurteilung der Verkehrssicherheit und der von der Fahrzeugauslegung abhängigen Straßenschonung werden zunehmend Fahrdynamiksimulationsmodelle eingesetzt. Hierzu ist die Kenntnis der Wechselwirkung zwischen Reifen und Fahrbahn bei allen denkbaren Fahrmanövern nötig. Im Rahmen dieser Arbeit werden Reifenkennfelder von unterschiedlichen Serienreifen der Dimension 195/65 R 15 auf realen, definiert angenäßten Fahrbahnen mit einem speziell hierfür weiterentwickelten Meßfahrzeug ermittelt. Desweiteren werden die beiden Standardmeßreifen PIARC und SCRIM mit dem jeweils zugehörigen Meßverfahren untersucht. Bei den Messungen zeigt sich, daß sowohl mit den beiden Standardmeßreifen als auch mit den beiden Serienreifen die Griffigkeit von nassen Fahrbahnoberflächen sehr unterschiedlich beurteilt wird. Für zwei Serienreifen ergibt sich unter gleichen Versuchsbedingungen (80 km/h; 1 mm Wasserfilm) bei dem Vergleich von 10 ausgewählten besonders gleichmässigen Strecken zwischen dem maximalen Längskraftbeiwert auf der griffigsten und demjenigen auf der am wenigsten griffigen Fahrbahn ein Verhältnis von ca. 1, 4. Zwischen dem maximalen Seitenkraftbeiwert auf der griffigsten und demjenigen auf der am wenigsten griffigen Fahrbahn ergibt sich ein Verhältnis von ca. 1,2. Bei geringen Geschwindigkeiten und kleinen Wasserfilmhöhen bleiben die von der trockenen Fahrbahn bekannten Wechselwirkungen zwischen Reifen und Fahrbahn gültig. Mit zunehmender Geschwindigkeit und/oder Wasserfilmhöhe überlagern sich jedoch Effekte, die sich mit den Erscheinungen des Teilaquaplanings und der daraus resultierenden Verschiebung der Kraftangriffspunkte in der Reifenaufstandsfläche erklären lassen. Die übertragbare Längskraft nimmt im Vergleich zur übertragbaren Seitenkraft überproportional stark ab. Ein negativer Sturzwinkel am kurvenäußeren Rad wirkt auf nasser Fahrbahn nicht immer seitenkraftunterstützend.