Zurück Vor
0603 516
Entwicklung eines digitalen Instrumentes zur Erstellung eines bundesweiten Wildunfallscreenings
3.610
IDN 709655
Forschungsstelle DTV-Verkehrsconsult GmbH, Aachen
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Freiburg
Bearbeiter Kathmann, T.
Hermes, T.
Dies, M.
Brieger, F.
Märtz, J.
Strein, M.
Roggendorf, T.
Haas, J.
Auftraggeber Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Bonn
Stand Abschluss: Mai 2024

Wildunfälle machen in Deutschland jährlich etwa 250 000 Verkehrsunfälle aus und stellen damit 10 % des Gesamtunfallaufkommens dar. Dabei resultieren Wildunfälle meistens lediglich in Unfällen mit Sachschäden ohne Personenschäden und fallen daher nicht in den Fokus von Unfallkommissionen. Gleichzeitig steigen die Unfallkosten von Jahr zu Jahr weiter an. Bisher sind geeignete Maßnahmen zur Wildunfallprävention kaum vorhanden. Für eine umfassende Analyse der Ursachen zur Entstehung von wildunfallträchtigen Strecken sind möglichst viele Informationen zu Wildunfällen, Umgebung, Straße und Verkehr erforderlich. Auf Basis dieser Grundlage können geeignete Maßnahmen zur Reduzierung von Wildunfällen ergriffen werden. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden zahlreiche Informationen, die für eine Wildunfallanalyse relevant sind, gesammelt. Hauptaugenmerk lag hierbei auf den sogenannten Wildunfallstrecken (aus den Jahren 2012 bis 2017, sowie für Baden-Württemberg aus den Jahren 2021 und 2022). Diese Strecken sind definiert als Straßenabschnitte, auf denen sich lokal besonders viele Wildunfälle ereignen. Aktuelle Daten zu Straßengrundlagen, Verkehrsmengen, Geschwindigkeitsbeschränkungen und gefahrenen Geschwindigkeiten, Querungshilfen, Wildschutzzäunen und Beton- und Lärmschutzwänden wurden aufbereitet und verortet. Die Analyse der Faktoren mit potenziellem Einfluss auf die Entstehung von Wildunfallstrecken wurde mit 727 Wildunfallstrecken durchgeführt. Vor allem die Straßengradiente, die Heterogenitätsratio zwischen beiden Straßenseiten und der durchschnittliche tägliche Verkehr stellten sich als die einflussreichsten, unfallbegünstigenden Variablen heraus. Aus einer Literaturanalyse ergaben sich insgesamt 45 Wildunfallpräventionsmaßnahmen, die zusammengestellt und in Steckbriefen festgehalten wurden. Eine Auswahl dieser Maßnahmen wurde im Rahmen eines Workshops mit Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Wildunfallforschung und der Verkehrsunfallanalyse diskutiert und finalisiert. Letztendlich ergaben sich 13 Steckbriefe, welche als unfallvermeidend angesehen werden können und für den Maßnahmenkatalog gegen Unfallhäufungen aufbereitet wurden. Mit den Ergebnissen der wissenschaftlichen Analysen im Forschungsprojekt können nun gezielt Präventionsmaßnahmen gewählt werden, die die unfallbegünstigenden Faktoren an ausgewählten Straßenabschnitten beheben oder kompensieren. Ein perspektivischer Wechsel hin zur Vermeidung der jährlichen, immensen Unfallkosten und Reduktion von Tierleid ist anzustreben. Um die Anwendung des Maßnahmenkatalogs gegen Unfallhäufungen weiter zu verfolgen und auch die Wildunfallprävention in den Fokus der örtlichen Unfalluntersuchung zu rücken, ist es daher unabdingbar, die Definition von Unfallhäufungslinien in Bezug auf Wildunfälle zu überarbeiten. Damit würden Wildunfallstrecken vermehrt in den Aufgabenbereich der Unfallkommissionen fallen und diese ersucht werden, die innerhalb des Forschungsprojekts aufbereiteten Maßnahmen, anzuwenden und damit die Wildunfallproblematik aufzugreifen und zielführend zu bekämpfen.

Veröffentlichung