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Wert und Entwicklungsmöglichkeiten straßennaher Biotope für die Tierwelt (Teil 2) | |
2.128 | |
IDN 705502 | |
Forschungsstelle |
Universität Göttingen, Institut für Zoologie und Anthropologie (Prof. M. Schäfer) |
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Bearbeiter |
Sayer, M. Schaefer, M. |
Auftraggeber |
Bundesministerium für Verkehr, Bonn |
Stand | Abschluss: März 1995 |
Auf der Grundlage verschiedener freilandökologischer Erfassungs-Programme (1985-1987, 1988-1989) wurde die Fauna von Straßenrändern hinsichtlich ihrer ökologischen Zusammensetzung und Herkunft, ihrer Bedeutung unter Gesichtspunkten des Natur- und Artenschutzes, sowie der Auswirkungen unterschiedlicher Pflegemaßnahmen im Vergleich zu unbehandelten Abschnitten ( = Brache) erforscht.Untersuchungseinheiten waren zehn 50-200 m lange Abschnitte offener Böschungen an Autobahnen (A 44, A 7) und Bundesstraßen (B 27, B 524) in Niedersachsen, Nordhessen und Ostwestfalen. Weitere Probeflächen einschließlich verschiedener Heckensysteme wurden für ausgewählte Tiergruppen bearbeitet (1988-1990). Taxonomische Schwerpunkte bildeten Regenwürmer, Spinnen, Weberknechte, Laufkäfer, Kurzflügler, Zikaden, Wanzen, Schwebfliegen, Wildbienen und Vögel, ergänzt um verschiedene weitere Tiergruppen. Insgesamt wurden über 1.000 Tierarten erfaßt, die - bei wechselnden Anteilen zwischen den Taxa und den Standorten - überwiegend als Bewohner der Böschungen gelten müssen. Sowohl die Straßenränder als auch die verschiedenen Tiergruppen müssen differenziert beurteilt und bewertet werden. Je nach den örtlichen Bedingungen bestanden defizitäre bis komplex-strukturierte und repräsentative Zönosen, die sich in Abhängigkeit von der Habitatvielfalt der umgebendenLandschaft und dem Grad der Isolation von ähnlichen Biotopstrukturen ausgebildet haben. Übergreifende verkehrsbedingte Einflüsse waren auf den Böschungen nicht erkennbar bzw. nicht von anderen Wirkgrößen (z.B. Gradientenabiotischer Faktoren) zu trennen. Ursächlich für eine bei einzelnen standörtlichen Gemeinschaften festgestellte Arten-und Individuenarmut waren vielmehr eine mangelnde Strukturvielfalt infolge einheitlicher Gestaltung und Pflege, wie auch gleichsinnige Defizite in der angrenzenden Landschaft (Habitatvielfalt, Biotopisolation). Die fünfjährigen Pflegemaßnahmen wirkten sich in den drei untersuchten Systemen unterschiedlich aus. Allgemeinüberwogen Störeffekte, insbesondere bei zweifacher bzw. bereits Ende Juni erfolgender Mahd. Während pflegebedingte Änderungen der Habitate (Regime der abiotischen Faktoren,Vegetation, Stoffhaushalt) nach mehrjähriger Behandlungdokumentiert werden konnten, war eine gerichtete Entwicklung der Fauna entweder nur in Ansätzen zu erkennen oder bislang negativ zu bewerten. Obwohl eine Vielzahl von art- und gruppenspezifischen Reaktionen auf die Maßnahmen ermittelt wurde, haben "wertbestimmende" Tierarten auf keiner der aktivgepflegten Teilflächen bisher quantitative Bedeutung erreicht und sind auch nicht als qualitative Indikatoren einer positiven Entwicklung hervorgetreten. Demgegenüber war die Bedeutung der belassenen Brache-Abschnitte sowohl für die Fauna des Bodens und der Bodenoberfläche als auch für Vegetationsbewohner und Blütenbesucher deutlich, was zugleich den (funktionalen) Stellenwert der Straßenränder in der Kulturlandschaft unterstreicht. Als wichtigste Folgerungen ergaben sich: Straßenränder müssen differenziert nach dem landschaftlichen Hintergrund tierökologisch beurteilt werden.Hierfür bedarf es regional-netzweiter Entwicklungsziele, für deren Ableitung die Vegetation Ansätze bietet, aber allein nicht ausreicht. Prämissen für eine Entwicklung sollten sein:1) extensive Pflegemaßnahmen in Form abschnittsweiser und umtriebiger Behandlung, 2) Förderung der strukturellen(Habitat-) Vielfalt in Anlehnung an und im Verbund mitentsprechenden Biotopstrukturen der umgebenden Landschaft. |
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Veröffentlichung | Sayer, M.; Schaefer, M.: Wert und Entwicklungsmöglichkeiten straßennaher Biotope für Tiere (II). Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik (BMV, Bonn) H. 703, 1995, 444 S. |